Stephan Kramer bewaffnet sich

In Berlin hat sich der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, mit einem Journalisten der Zeitung Haaretz zu einem Interview getroffen. Sie trafen sich im Café Einstein auf dem Boulevard Unter den Linden in Berlin, allerdings in einem Hinterzimmer. Als der Journalist fragte, warum sie sich in einem Hinterzimmer treffen würden, ob er sich vielleicht bedroht fühlte, antwortete Stephan Kramer:

„Ich trage eine Pistole 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.“ Er könne zu vielen Menschen in seinem Land nicht mehr trauen und sei zu der Erkenntnis gekommen: „Die Juden können sich nur selbst retten.“ Dann erzählte Kramer, dass er die Waffe sogar schon einmal zur Abschreckung nutzen musste, da er von einem Judenhasser in Deutschland auf offener Straße bedroht wurde.

„Er schrie mich sehr aggressiv an und fragte, was ich hier mache. Er schrie, dass ich kein Recht hätte, hier zu sein. Er brüllte sogar meine beiden acht und zehn Jahre alten Kinder an. Er schrie mir ins Gesicht, wenn meine Kinder nicht da wären, würde er mich … Er wollte, dass ich den Satz zu Ende bringe. Mich schlagen? Mich töten? Ich sagte ihm daraufhin, dass ich eine Waffe bei mir hätte, öffnete meinen Mantel und zeigte ihm meine Pistole. Ich betonte allerdings, die Waffe nicht ziehen zu wollen! Ich hoffte, es würde ihn abschrecken.“

Gibt es einen traurigeren Tiefpunkt für das jüdische Leben in Deutschland als einen Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich so von der deutschen Politik und Gesellschaft verlassen fühlt, dass er nur noch zur Selbstbewaffnung greifen kann?

Im selben Interview erzählt Kramer wie er in der Nähe des Kölner Doms mit anderen Juden stand, als eine Gruppe von Menschen „an uns vorbei ging und sagte: Schau, Juden! Die Art und Weise, wie sie das sagten, klang wie bei Affen im Käfig.“

Währenddessen schmieren zu Aachen Nazis, aber die grüne Bürgermeisterin will keine jüdischen Störenfriede in der Stadt. In Duisburg, Bochum und anderen deutschen Städten wird derweil das Zeigen der Israelfahne verboten. In Frankfurt rufen Demonstranten zur Vergasung von Juden auf. In Kaiserlautern wird ein jüdisches Gemeindezentrum angegriffen. In Heidelberg wird Hilde Domins Grab geschändet. In Worms wird ein Anschlag auf die Synagoge verübt. In Hannover werden Juden mit Steinen beworfen. In Berlin wird ein Rabbiner verprügelt.

Wundert sich da wirklich noch jemand ernsthaft, dass Stephan Kramer eine Waffe trägt?

Über tapferimnirgendwo

Als Theatermensch spiele, schreibe und inszeniere ich für diverse freie Theater. Im Jahr 2007 erfand ich die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Als Autor verfasse ich Theaterstücke, Glossen und Artikel. Mit meinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und dem von mir entwickelten Begriff des „Nathankomplex“ bin ich alljährlich unterwegs. Und Stand Up Comedian bin ich auch. Mein Lebensmotto habe ich von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!
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